brief des tages:
Der 8. Mai und der 9. Mai
„Papa, es passiert nichts. Es kommt kein Panzer“, taz vom 10. 5. 23
Für uns Deutsche ist der 8. Mai der Tag der Befreiung. Millionen deutscher Sozialisten haben diesen Tag immer als Tag der Befreiung vom Faschismus gesehen. Dass die ehemalige UdSSR nach ihrer Zeitzone den 9. Mai deklariert, ist eine Banalität. Der Eiertanz, den die Ukraine damit veranstaltet, ist ziemlich lächerlich. Millionen Ukrainer haben unstrittig zum Sieg beigetragen – aber eben in der Roten Armee. Der krampfhafte Versuch, sich aus dieser historischen Tatsache herauszuwinden, ist unwürdig und zudem ein riskantes Unterfangen. Denn das könnte dazu führen, dass man die Beteiligung der Ukraine am 2. Weltkrieg etwas differenzierter betrachtet – und das führt bekanntlich auf einige ziemlich fragwürdige Aspekte. In den Sowjetischen Ehrenmalen in Berlin ruhen tausende Kämpfer der Roten Armee.
Die Aufstellung der Fahne der heutigen Ukraine dort ist ein spalterischer Akt und eine Respektlosigkeit gegenüber der historischen Gemeinsamkeit der Gefallenen.
Das ist um so trauriger, als Putin mit seinem Angriffskrieg ohnehin schon die Ehre dieser Toten besudelt hat.
Gunther Bosse, Braunschweig
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