brief des tages:
Ein freies, aufgeklärtes Menschenbild
„Das nicht Sprechbare“, taz vom 7. 12. 22
Das „schlagloch“ von Charlotte Wiedemann spricht mir aus der Seele, wie das selbst in der taz selten geschieht. Ich wünsche mir einen Kampf gegen Antisemitismus, hinter dem ich aus vollem Herzen stehen kann. Gerade in Deutschland ist dieser Kampf aber nicht ehrlich, solange man oberflächlich bleibt, nicht genau hinguckt und ein Tabu im Raum stehen lässt. Die deutsche Politik gegen Antisemitismus erinnert an Brechts Gespräch über einen Baum, das nicht möglich ist, weil so vieles ungesagt bleibt. Überzeugend kann sie nur werden, wenn sie sorgfältig prüft, mit wem sie sich solidarisiert. Das Gegenkonzept zum Antisemitismus ist ein freies, aufgeklärtes Menschenbild. Also gilt die Solidarität denjenigen, die dieses Menschenbild in Israel vertreten, das heißt den kritischen Intellektuellen und Politikern – nicht den Siedlern und der Regierung, die sie fördert. Es ist schwer verständlich, dass Herr Beck von den Grünen das nicht so sieht. Herr Klein bleibt oberflächlich und wird seiner schwierigen Aufgabe als Antisemitismusbeauftragter nicht ansatzweise gerecht.
Rolf Schmidt, Gütersloh
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