brief des tages:
Feindschaft wird gesät
„Sicher ist sicher“, taz vom 30. 11. 22
Wann haben wir in letzter Zeit so viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sagen hören, es gehe um Sport und nicht um Politik? Fast lustig, wenn wir uns noch an sportliche Großereignisse in China und Russland erinnern. Menschenrechtspolitik in Katar – ist wohl nicht ganz zu verschweigen, klein- bis wegzureden geht aber immer. Menschenrechte interessieren eben nicht an jedem Ort, in jedem Land und nicht in jeder politischen Situation. So hat selbst das Spiel des Iran gegen die USA sofort das Menschenrechtsthema auf die Bühne befördert. Warum Menschenrechtsfragen als politisches Thema auf das Spielfeld getragen, zwischen die Spieler und Akteure projiziert werden müssen, das könnten die Träger der politischen Interessen sehr klar beantworten. Sie werden es aber nicht. Ob jeder Spieler hier und da den Mund bei der Hymne bewegt, ist dem Kommentator von größter Bedeutung. Jede Geste, die zu deuten wäre, wird sehnlichst erwartet. Warum stellt niemand infrage, dass sich die Spieler auf dem Fußballfeld oder die Soldaten auf dem Schlachtfeld von Natur aus feind sind? Feindschaft wird gesät, gemacht von politischen Interessenträgern.
Roland Winkler, Aue
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