brief des tages:
Überraschende Parallelen zwischen Konflikten
„Das haben wir falsch eingeschätzt“, taz vom 26. 2. 22
Für Leute, die etwas älter sind, ist heute der Krieg in der Ukraine nach der Kubakrise 1962 die zweite Ost-West-Konfrontation nach dem Zweiten Weltkrieg, die das Potential hat, den dritten, diesmal atomaren Weltkrieg auszulösen. Bei näherem Hinsehen zeigen sich überraschende Parallelen zwischen den beiden Konflikten – allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. 1962 war der Osten der Angreifer und der Westen der Verteidiger, 2022 ist es umgekehrt. 1962 hatte die Sowjetunion versucht, den in der Interessensphäre der USA auf Kuba entstandenen sozialistischen Staat durch Aufrüstung gegen den Zugriff der Amerikaner zu schützen. Sechzig Jahre später versucht nun der Westen die ehemalige Sowjetrepublik Ukraine, die sich zu einem demokratischen Staat nach westeuropäischem Vorbild wandelt, aus der Interessensphäre Russlands herauszulösen. In beiden Fällen sind die Verteidiger, 1962 die USA, heute Russland, um den Preis eines globalen Atomkriegs bereit, den Angreifer mit allen Mitteln abzuwehren. Damals ist es gelungen, den Atomkrieg zu vermeiden. Peter Bläsing, Bonn
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