brief des tages:
Pendeln überfährt Klima
„Energiegeld – für alle?“, taz vom 19. 2. 22
Diese Analyse zur sozialen Abfederung der Energiepreiserhöhungen verschweigt leider, dass einige Möglichkeiten den angestrebten Effekt ganz aufheben. Eine breite Mehrheit der Deutschen scheint nicht bereit zu sein, den individuellen Lebensstil zu verändern. Die politische Antwort im Kapitalismus ist, den Preis für klimaschädlichen Konsum zu erhöhen. Das aber hat soziale Ungerechtigkeiten zur Folge. Sie nennen hier als mögliche Gegenmaßnahme die Erhöhung der Pendlerpauschale. Damit hebt man die gewünschte Erhöhung der Benzinkosten durch CO2-Besteuerung jedoch auf. Warum sollte jemand weniger Sprit verbrauchen, wenn der Aufpreis vom Staat ausgeglichen wird? Nur wenn es sich nicht mehr lohnt, über weite Strecken zu pendeln, entscheiden sich Menschen dagegen. Mit einem vom Verbrauch unabhängigen Energiegeld könnten soziale Folgen der Klimapolitik gemildert werden, ohne den Druck auf Veränderung der individuellen Lebensführung aufzuheben. Dass dieser Druck auf die Bewohner großer Villen mit luxuriösen SUVs nicht wirkt, verweist nur auf soziale Schieflagen, die es deutlich länger gibt als das breite Bewusstsein über die Klimakrise. Dietrich Schmidt, Hildesheim
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen