brief des tages:
Lage in Afghanistan
„Gefährlich geschönt im Auswärtigen Amt“, taz vom 23. 7. 21
Wüsste man nicht schon längst um die europäische Abschiebepolitik nach Afghanistan, wäre es spätestens nach diesem Artikel von Thomas Ruttig endgültig um die Contenance geschehen. Entspringt diese Schönfärberei bodenloser Ignoranz oder ist es purer Zynismus, die Sicherheitslage in Afghanistan so zu verharmlosen? Es ist äußerst unglaubwürdig, dass dem AA keine genauen Informationen vorliegen, wie es denen ergeht, die nach Afghanistan abgeschoben werden. Menschen werden in ein Land zurückgebracht, das sich in großen Teilen wieder in Taliban-Händen befindet, vor denen sie um ihr Leben fürchtend geflohen sind. Glaubt man in diesem Ministerium allen Ernstes, dass sich ein Zurückgeschickter nach Ankunft in Afghanistan ungefährdet im Land bewegen kann, um in einen der wenigen Distrikte zu gelangen, in dem nicht gekämpft wird? Und dass zudem die afghanische Regierung aus gutem Grund darum gebeten hat, Abschiebungen auszusetzen. Man beobachte die Sicherheitslage, heißt es. Bitte sehr, aber mit dem der Situation geschuldeten geschärften Augenmaß.
Irmela Falke, Alsbach
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