brief des tages:
Ungarn: Tor der Wirtschaft
„Toleranz im Sport: Ein politisches Spiel“, taz vom 23. 6. 21
Inmitten dieser Diskussion über Ungarn sollte nicht das farbliche Erstrahlen einer Fußballarena stehen, sondern das Eingeständnis, dass autoritäre Machtstrukturen und die konsequente Ausgrenzung bestimmter Personengruppen kein Teil einer „europäischen Identität“ sein können. Makaber wird es jedoch, wenn man Deutschland betrachtet, wie es die Rechte aller nicht heterosexuellen oder binär zugeordneten Menschen öffentlichkeitswirksam verteidigen will: durch das Tragen der Regenbogenbinde von Nationalteamkapitän Manuel Neuer oder den Streit über die Beleuchtung der Allianz Arena. Gleichzeitig ist es aber vor allem Deutschland, dessen bilaterale Wirtschaftsbeziehungen mit Ungarn auf einem historischen Hoch sind. Während also in Györ jedes Jahr etwa 100.000 Audis hergestellt werden und sich deutsche Unternehmen an den günstigen Arbeitsbedingungen bereichern, wird im Inland und Ausland versucht, das Bild eines inklusiven deutschen Staats zu zeichnen, der sich öffentlichkeitswirksam vom ungarischen Staat abgrenzen möchte, während er diesen wirtschaftlich wohlwollend unterstützt. Robin Tom Olbert, Höchst
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