brief des tages:
Wer pflegt Angehörige?
„Vierzig Minuten mehr am Tag“, taz vom 3. 8. 20
Der Artikel beschreibt differenziert und wertschätzend die Situation der Pflegenden in den Pflegeheimen und spiegelt die Realität wider. Ich arbeite selbst seit 30 Jahren in der Pflege, davon zehn Jahre in einem Pflegeheim. Bleibt zu hoffen, dass solche Beschreibungen im Gedächtnis bleiben, wenn die angekündigte Pflegereform nun doch wieder hinten anstehen muss, was empörend ist! Empört hat mich zudem die Aussage des Pflegeforschers Stefan Görres, warum die Pflegeheime heute akzeptierte Alternativen zur familiären Versorgung werden sollen: Weil die Töchter und Schwiegertöchter die familiäre Versorgung wegen der eigenen Berufstätigkeit nicht mehr leisten können und wollen. Artikel aus! Wie wäre es mit diesem Schluss: Auch Söhne und Schwiegersöhne können oder wollen die familiäre Versorgung wegen der eigenen Berufstätigkeit nicht leisten! Sprache formt Wirklichkeit! Die Pflege der Angehörigen wird damals wie heute meist von Frauen übernommen; Männer übernehmen aus finanziellen Erwägungen oder weil das gesellschaftliche Ansehen es nicht erlaubt, seltener diese familiäre Versorgung. Anita Geiger, Neusäß
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