brief des tages:
Beschimpfung statt Argumente
„Räume für alle“, taz vom 11. 8. 20
Der Beitrag „Räume für alle“ von Claas Gefroi greift die ehemaligen Oberbaudirektoren Jörn Walter und Hans Stimmann auf Übelste an. Saubere Fronten, wie gute Nachkriegsmoderne versus böser Historismus, sind schlichter Unsinn. Viele „moderne“ Nachkriegsplaner, unter anderen Rudolf Hillebrecht, stammen direkt aus dem Wiederaufbaustab von NS-Minister Albert Speer, und wichtige Ahnherren der Moderne (Le Corbusier) haben intensiv mit dem Faschismus kollaboriert. Die Demolierungswut – großflächige Abrisse historischer Bauten und Stadtteilen – der 60er und 70er Jahre in West- und Ostdeutschland sind Tatsachen und kein „Kampfbegriff“. Mitscherlichs Kritik an der Unwirtlichkeit der autogerechten Trabantenstädte beförderte den Bürgerprotest gegen Größenwahn, ästhetische Zumutungen und Korruption („Neue Heimat“).
Warum wohl engagieren sich heute die Bürger*innen von Critical Maas für eine Abkehr von der autogerechten Stadt und eine Wiedergewinnung von Kleinteiligkeit und Nutzungsmischung?
Markus Erich-Delattre, Hamburg
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