brief des tages:
Denk mal – anders! Rassismus und Denkmäler
„Schwarz-Weiß-Malerei trifft Londons Gedenkdebatte nicht“, taz vom 15. 6. 20
Im Schlaglicht der Black-Lives-Matter-Proteste versenkten Demonstranten in Bristol die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston (1636–1721). Endlich! Mutig, gut gemacht! Das waren die ersten Gedanken vieler. Wie konnte er überhaupt so lange weitgehend unbehelligt da stehen und als Held und Wohltäter erinnert werden? Er blieb dann nicht der einzige, der jetzt gefallen ist. Also schnell weg mit solchen fragwürdigen Denkmälern? Damit machen wir die rassistischen Verhältnisse unserer Vergangenheit aber kurzerhand unsichtbar. So blieben sie in der Öffentlichkeit unbenannt und unbekannt; sie werden „ent_Erwähnt“ (Alanna Lockward) Genauso „ent_Erwähnt“ wie die Ressourcen, das viele Geld, das alle anderen Kolonisatoren in ihre Herkunftsländer verschifften, wo sie zur allgemeinen Bewunderung besichtigt werden können. Das macht die Rassismusdebatte zu einer Gerechtigkeitsdebatte. Wir sollten sie nicht einfach vom Sockel stürzen, sondern sie zum Denk-mal! machen, indem wir Formen finden, ihre rassistischen, grausamen, menschenverachtenden Untaten klar und augenfällig zu zeigen. Ute Kiefer, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen