brief des tages:
Krank genug für den Arzt?
„Neue Studie zur Krankenversicherung: Mythos Privatkasse“, taz vom 17. 2. 20
Gehe ich wegen eines seltsamen, vielleicht doch eher harmlosen Drucks im Unterarm zum Arzt und zahle dann die teure Arztrechnung, obwohl sich der Arm als völlig gesund herausgestellt hat? Verzichte ich zugunsten einer nicht so drastischen Beitragserhöhung auf eine bestimmte Leistung? Reiche ich die über der Selbstbehaltsgrenze von der Kasse statt von mir zu übernehmenden Rechnungen ein oder bezahle ich sie lieber, um am Jahresende dafür, dass ich die Kasse in dem Jahr keinen Cent gekostet habe, einen Monatsbeitrag zurückzubekommen und damit die Beitragsverteuerung ein wenig zu kompensieren? Wird sich das rechnen? Das sind Fragen, die sich der Privatkrankenversicherte stellt und die zeigen, dass das unternehmerische Modell der Privatkrankenkassen im Kopf des Patienten seinen entsprechend selbstunternehmerischen Widerhall hat: Die Gebrechen des eigenen Körpers als finanzielles Kalkulationsobjekt, als Durchrechnungsmasse, statt einfach zum Arzt zu gehen, weil man Beschwerden hat. Ein solches Modell macht vor allem die weniger Zahlungskräftigen krank und gehört deshalb abgeschafft.
Wolfram Hasch, Berlin
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