brief des tages:
Digitale Geisterstunde
„Giffeys Vorstoß gegen Cybermobbing: Mehr Experten statt Gesetze“,
taz vom 10. 11. 19
Ein diskussionswürdiger Beitrag von Tanja Tricarico. Seit Jahren ist bekannt, dass Teile des Netzes durch Hass und Hetze vergiftet sind. Nach vielen Anläufen, die Plattformbetreiber zu entsprechenden Kooperationen zu bewegen, kommt vielleicht endlich mehr Auftrieb in die Sache. Allmählich erscheint es, dass in einer Welt, die wir im neoliberalen Schwung entworfen haben, die Geister, die wir riefen, im Netz zur digitalen Unsterblichkeit mutiert sind. Wir sollten die Argumente der BildungsforscherInnen, der Kinder- und JugendpsychiaterInnen ernst nehmen, die mit Zahlen behandlungsbedürftiger Heranwachsender, aber auch mit erschreckenden Fakten zu Suiziden im Kinder- und Jugendalter die Schärfe im Diskurs durchaus befeuern können. Ein Trend zur Mini-Radikalisierung im persönlichen Umgang via soziale Medien ist nicht zu verkennen. Ist die Macht der Internetkonzerne zu groß, als dass in einer konzertierten Aktion akut ein Memorandum für protektive Medienkompetenz mit konsentierten sozialen Regeln möglich wäre? Die Politik erscheint auf diesem Feld wie ein zahnloser Tiger. Martin Rees, Dortmund
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