brief des tages:
Überholte Moral und Sexualideen
„Sichtbarkeit schützt“, taz vom 15. 10. 19
Patricia Hecht hat völlig recht mit der Darlegung, dass es sich bei dem geplanten Sexkaufverbot einiger Parlamentarierinnen um eine moralische Frage handelt. Sexkauf verbieten, Prostitution aber nicht, ist genauso sinnig wie den Kauf von Sprengstoff verbieten, den Verkauf aber nicht. Wer käme auf die Idee, die Kunden von unterbezahlten Putzkräften, gestressten Paketlieferanten, Scheinselbstständigen usw. zu kriminalisieren? Arbeitsbedingungen gehören verbessert und geschützt. Sexarbeit ist Arbeit. Basta.
Was unterscheidet eigentlich die Tätigkeit der Industriellengattin von der Tätigkeit einer Sexarbeiterin? Richtig: Die moralische Wertigkeit und das höhere Ansehen. Das Sexkaufverbot versucht die überholten Moral- und Sexualideen des vergangenen Jahrtausends wiederzubeleben; Hand in Hand mit alten und neuen Fundamentalisten.
Für Frauen auf der Suche nach rascher sexueller Entspannung ist sicherlich zu bedauern, dass die Sexkaufangebote im Argen liegen und viele auf zwar kostenlose, aber risikoreiche Besuche von Kneipen und Diskotheken angewiesen sind. Vielleicht wird es der Markt richten. Micha Hochstätten, Hochstätten
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