piwik no script img

brief des tages

Das Diktat der Flexicurity

„Arbeitsstress oder bloß neue Ehrlichkeit?“, taz vom 26. 7. 19

Burn-out ist keine Krankheit und keine Diagnose, sondern der Begriff, der für das steht, was im Zusammenwirken von persönlichen Faktoren und Arbeitsplatzbedingungen entsteht. Depression – häufig Erschöpfungsdepression – ist die Krankheit infolge von Burn-out, unter welcher die Betroffenen erheblich leiden.

Die Arbeitswelt kann sich also keineswegs aus der Verantwortung ziehen. Sie ist Teil des Systems, das den meist selbstschädigenden Leistungszwang der Betroffenen befeuert und ausnützt, was sich in den zunehmenden Diagnosen der Depression zeigt.

Falsch ist es deshalb zu behaupten, Burn-out spiele kaum eine Rolle. Das wird bei dieser Art der Untersuchung schlichtweg nicht erfasst. Aber vielleicht ist das auch nicht erwünscht. Denn ansonsten müsste das Arbeitssystem endlich zu seinem Teil der Verantwortung stehen, anstatt die alleinige Verantwortung den Arbeitnehmer*innen zuzuweisen – mit dem Auftrag der Selbstoptimierung, dem Auftrag, noch resilienter zu werden, um unter dem Diktat von Flexi­curity ihre Leistungen immer mehr zu steigern. Dorit Milkau, Albstadt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen