brief des tages:
Je weiter nördlich, desto dümmer?
„Ungerechtes Abi“, taz vom 6. 11. 18
In diesem Artikel passen die Aussagen von Text und Grafik überhaupt nicht zusammen; im Gegenteil zeigen sie zwei völlig gegensätzliche Ergebnisse. Laut Text zieht Herr Wenzeck in seiner Magisterarbeit über zwei Dutzend Abiaufgaben folgendes Fazit: „In Berlin haben es AbiturientInnen deutlich leichter, eine gute Note zu bekommen.“
Das ist angesichts der daneben abgedruckten Statistik eine recht gewagte Aussage, da deutlich sichtbar ist, dass die Abiturnoten in Berlin schlechter als in Bayern sind (und der Anteil der Einser-Noten niedriger). Genau genommen lässt sich der Grafik klar entnehmen, dass es in Bayern und Thüringen statisch gesehen wahrscheinlicher ist, eine bessere Abi-Note zu erhalten, als in so ziemlich jedem anderen Bundesland.
Die Schlussfolgerung aus diesem Missverhältnis von angeblich leichterem Abitur und offensichtlich schlechterem Abiturschnitt wäre dann: Die SchülerInnen in Berlin und Nichtbayern sind einfach doofer, je weiter nördlich, desto dümmer. Sehr gewagte These! Vielleicht ist aber auch das „wissenschaftlich erwiesen“ schwerere Abitur in Bayern eine Ente? Martin Hoefs, Siegburg
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