brief des tages:
Die Lüge von doofen Ossis und besseren Wessis
„Wir waren wie Brüder“,
taz vom 29./30. 9. 18
Hut ab vor Ihrem Bericht! Zum ersten Mal kann ich, aus Sicht eines Jungen, die Jahre vor und nach der Wende im Detail besser verstehen, nachvollziehen, nacherleben. Ich könnte noch so viel mehr schreiben, muss es aber aus Zeitgründen hier und heute lassen.
Mir ist mit Ihrem Artikel erneut, wiederholt, aber noch deutlicher klar geworden, dass wir „im Westen“ wirklich keine Ahnung hatten – wenn man vielleicht nicht schon damals taz gelesen hatte oder in Westberlin wohnte. Als Junge aus NRW – ich bin 20 Jahre älter als Sie – wurde uns vor der Wende in den „üblichen“ Medien etwas von vielen Facharbeitern und tollen Ausbildungen im Osten vorgelogen. Später zogen sich die Lügen vom doofen Ossi durch, zusammen verwoben mit „wir besseren Wessis müssen denen jetzt mal helfen“, und all den Schattierungen.
Im Januar 1990 war ich mit meiner Frau zum ersten Mal in der DDR, in Wismar. Irgendwie kam mir alles „romantisch“ vor. Erst als ich die ersten Jungspunde kennenlernte, die damals aus dem Westen zur Treuhand gingen und die großen Reden schwangen, begann es mir zu dämmern. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Aber Ihr Lebensbericht weitet meinen Horizont wieder mehr. Es ist ein sehr komplexes Thema.
Frank Schulte, Heerlen, Niederlande
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