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brief des tages

Gute heroische 1990er, böse hedonistische 2010er

„Letzte Runde, Herr Lehmann“, taz vom 7. 6. 18

Juri Sternburg hat als Titelaufmacher einen Nachruf auf das „Weltrestaurant“ geschrieben und es im Untertitel noch mit Fragezeichen als „Opfer der Gentrifizierung“ beschrieben. Der Artikel enthält dann viele persönliche Erinnerungen an offensichtlich ebenfalls persönlich bekannte Akteure – das ist schön. Blöd ist allerdings, dass daraus mit doch sehr selektiv gewählten Fakten und zum Teil überhaupt nicht plausibel erörterten Behauptungen – „es riecht gewaltig nach Immobilienspekulation“ – ein krasses Schwarz-Weiß-Bild – gutes Restaurant aus den heroischen 90ern muss bösen Markthallenbetreibern aus den hedonistischen 2010ern weichen – gezeichnet wird. Dazu reicht dann „ein Besuch“.

Ich halte die Entwicklung dort durchaus für einer kritischen Betrachtung würdig. Ich habe auch nichts dagegen, dass Journalisten klare eigene Haltungen in ihren Texten vertreten, solange Beweggründe und Argumente zuvor transparent abgewogen werden. In diesem Artikel scheinen mir aber persönliche Sympathien und Affekte eine übergroße Rolle zu spielen. Schade, das Thema hätte mehr Objektivität verdient. Rolf Schroeter, Berlin

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