brief des tages:
Europa: Engagement oder Wagenburg?
„Laut gehasst und still geliebt“, taz vom 6. 6. 18
Liebe Nora Bossong, die Mehrheit der Menschen in Europa und den USA ist beunruhigt: Klimaerwärmung, wirtschaftliche Ungleichgewichte, Stellvertreterkriege überall, die daraus resultierenden Migrationsbewegungen und terroristischen Rachegelüste, soziale Schieflagen im Land, mehr Geld für Rüstung, die unklaren Folgen der Automatisierung auf die Organisation der Arbeit.
Da beruhigen die schönen Wirtschaftsdaten in Deutschland nur oberflächlich. Auf diese Herausforderungen können die Bürger unterschiedlich reagieren: mit politischem Engagement (zu wenige), mit Verdrängung (sehr viele) und mit Wagenburgmentalität (leider immer mehr). Das ist keine Generationenfrage. Das Politische ist nicht mehr politisch. In diese Lücke stoßen die nationalistischen Marktschreier erfolgreich vor: „Wenn schon die Welt nicht gerettet werden kann, dann wenigstens unser Land.“ Mehr Programm braucht es nicht, um die Unzufriedenen einzusammeln.
So gesehen teile ich Ihre Frustration, habe aber auch keine einfache Antwort außer Nichtaufgeben. Thomas Damrau, Böblingen
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