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■ bonn-apartSchunkelndes Parlament

Bonn (taz) – Alle, alle loben den neuen Plenarsaal. Selbst Helmut Kohl soll schon gezeigt haben, „daß ihm der Bau gefällt“. Aber schon erheben sich auch die nörgelnden Stimmen. Da gibt es den SPD-Abgeordneten Hermann Scheer, für den das neue Parlamentsgehäuse ein „ökologisches Fossil“ darstellt: Die Sonnenenergie werde nicht genutzt. Da gibt es die FDP-Abgeordnete Birgit Homburger, die sich vor der Sonnenenergie fürchtet, die im Sommer durch die Glasscheiben dringen könnte: Werde das Parlament nicht furchtbar ins Schwitzen kommen? Und da gibt es viele, denen der Abschied von der kommunikationsfördernden Enge des Wasserwerks schwerfällt, in der sich die Abgeordneten sechs Jahre provisorisch drängelten.

Politiker können schrecklich sentimental sein, und um dieses Gefühl voll auszuleben, zelebrierten sie am Donnerstag abend ihren Abschied vom Wasserwerk nach allen Regeln der kabarettistischen Kunst. Die kommunikationsfördernde Enge des Wasserwerks hatte nämlich zusammenwachsen lassen, was früher voneinander entfernt saß und so eine Truppe von neun Freizeitkabarettisten aus drei Fraktionen zusammengebracht, die sich wie nennt? Richtig: „Die Wasserwerker“. – „Du mußt alles vergessen, wo Du einmal gesessen, Amigo!“ So sangen sie zum Abschied und ließen einen beinahe vergessen, daß das Leben immer noch die besten Sketche schreibt. Nicht im Wasserwerk selbst nämlich durften die Wasserwerker den Abschied vom Wasserwerk beweinen, dagegen sperrte sich die CDU mit Verweis auf die Würde des Parlaments. Nein, die Veranstaltung fand im Saal der CDU-Fraktion statt.

Dafür sollten wir alle dankbar sein, denn die Wasserwerker scheuten vor nichts zurück: „Rheinische Lebensart ist, im Dreivierteltakt das Gewicht von der einen Gesäßbacke auf die andere Gesäßbacke zu verlagern“, rief der Bremerhavener FDP-Mann Manfred Richter in den Saal – und der Saal, er schunkelte. Er schunkelte wirklich. Schlimm genug, aber was wäre gewesen, dieses grausame Schauspiel wäre aus dem Wasserwerk in alle Winkel der Republik übertragen worden? Nicht auszudenken. Danke, CDU! Hans-Martin Tillack

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