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big in japanFRANK KETTERER über Sahne auf dem Rasen

Fröhliches Firlefranzeln

Für Rudi war der Fall klar wie Kloßbrühe: „Das Allerwichtigste, was ich Miro wünsche, ist Gesundheit. Sie ist lebensnotwendig.“ Dem kann man prinzipiell nicht widersprechen, sondern sich ganz im Gegenteil nur anschließen, was dann recht viele taten am frühen Sonntagnachmittag. Noch vor dem Training der deutschen Mannschaft musste Miroslav Klose jede Menge Glückwünsche entgegennehmen und Hände schütteln, die damit nur eines zum Ausdruck bringen wollten: Happy Birthday, Miro, zum 24. nämlich. Alle meinten es also gut mit dem neuen Torjäger vom Dienst – außer die deutschen Mannschaftsärzte. „Saltoverbot für Klose“ hatte deren Anliegen Bild in eine Schlagzeile gequetscht, wohl in ernster Sorge um das leicht lädierte Knie der Nation. Wunderstürmer Klose scheint sich um den Rat der Ärzte und Bild allerdings nicht weiter zu scheren. „Wenn ich auflaufen kann, dann kann ich auch einen Salto schlagen“, stellte der 24-Jährige fast trotzig fest. Derweil sorgte sich Teamchef Rudi um die Konkurrenzfähigkeit der Klose’schen Torjubelakrobatik, schließlich hatte der Nigerianer Julius Aghahowa nach seinem Tor nicht nur einen Salto geschlagen, sondern vorneweg noch sechs, sieben Flickflacks. „Da kann Miro doch jetzt nicht mehr nur mit einem Salto kommen“, findet Rudi. Kann er doch, findet Miro: „Es ist mir egal, ob er acht Flickflacks macht. Er hat bis jetzt ein Tor geschossen und ich vier.“

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Nur gut, dass es wenigstens um die Spielzeit keinen Ärger geben kann: Die WM-Partie, die offiziell Kamerun gegen Deutschland heißt, wird am Dienstag um 20.30 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MEZ) angepfiffen, und dann kann es keinen Streit geben, wer auf dem Rasen des Ecopa Stadium von Shizuoka Fußball spielen darf und wer nicht – beide Mannschaften nämlich. Was das Abschlusstraining im Stadion angeht, gab es hingegen durchaus die eine oder andere Irritation. Zustande kam das, weil das Organisationskomitee JAWOC die gebuchte Übungsstunde der Kameruner um eine halbe Stunde nach hinten verlegen wollte, also von 19 auf 19.30 Uhr. Das wiederum war auf Wunsch der Deutschen geschehen, die ihr Training gerne von 18 bis 19.15 Uhr abgehalten hätten, was allerdings Kameruns Trainer Winfried Schäfer auf den Plan rief. „Wir werden den Platz um Punkt 19 Uhr betreten. Dann müssen die Deutschen eben runter“, tönte Winnie Wahnsinn. Beim DFB rief das nur Verwunderung hervor und Kopfschütteln. „Man sollte keine Probleme machen, wo keine sind“, kommentierte den Vorfall Pressesprecher Harald Stenger. Vielleicht sind die Kameruner ja ein klein bisschen nervös.

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Es ist bei dieser WM 2002 in Japan und Südkorea noch nichteinmal die Vorrunde zu Ende gespielt, da wird auch schon die Werbetrommel gerührt fürs nächste Fußballfest. Das findet bekanntlich in Deutschland statt und wurde von einem gewissen Franz B. ins Land geholt. Die Lichtgestalt des deutschen Fußballs ist derzeit natürlich auch in Asien unterwegs, schauen, was die ganzen Japaner und Koreaner so treiben mit seinem Fußball. Und am Samstag hat der Kaiser in seiner Funktion als Präsident des Organisationskomitees für die WM in Deutschland eigens eine Pressekonferenz einberufen, um seine Sicht der Dinge wiedergeben zu können. Es war so ziemlich die sinnfreieste Stunde, die man bisher bei dieser WM verlebt hat, weil Herr B. zunächst munter drauflos firlefranzeln durfte, unter anderem ließ er sich über die Beschaffenheit des Rasens in den Stadien aus. Und die ist laut Kaiser allererste Sahne: „Man traut sich gar nicht draufzutreten. Man sieht auch manchmal die Spieler, dass sie nicht trampeln, sondern versuchen, der Rasenqualität gerecht zu werden.“ Die Erkenntnis aus dem Ganzen: „Trotz aller Unkenrufe machen die Asiaten das schon toll hier.“

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