■ betrifft: Premiere: Mach mal Porno-Pause
Die Vorwarnungen schlug Premiere in den Wind. Nun muß der Pay-TV-Sender damit rechnen, daß ihm eine Woche lang allabendlich für mehrere Stunden das Programm gesperrt wird. Die Hamburgische Anstalt für Neue Medien kündigte diese Sanktion an, da Premiere trotz mehrfacher Beanstandungen Pornos gesendet habe. Bis zum 10. September hat der Sender Zeit zur Erwiderung.
Sieben US-amerikanische Sexfilme, die Premiere im Januar und Februar diesen Jahres bis zu achtmal ausstrahlte, untersuchte die HAM, fünf wertete der Vorstand als pornographisch. Das verstoße gegen den Rundfunkstaatsvertrag, heißt es in einem Beschluß des Vorstandes. Gegen diese Einstufung verwehren sich die Programmacher entschieden: „Die HAM bezieht sich auf einen über 25 Jahre alten Pornographiebegriff, der nach unserer Ansicht sowohl den Mediengewohnheiten Jugendlicher als auch der gesellschaftlichen Realität nicht mehr entspricht“, so Unternehmenssprecherin Margit Lehmann. Das Abschalten eines Programmes als Aufsichtsmaßnahme wäre in der Geschichte des privaten Fernsehens einmalig und hätte bundesweite Auswirkungen. Im gesamten Sendegebiet würden die ZuschauerInnen statt der Filme nur Flimmern und Rauschen empfangen. „Die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten und die gemeinsame Stelle Jugendschutz teilen unsere Auffassung, daß die Filme pornographisch sind“, sagt Lothar Jene, Direktor der HAM. Die anderen Länder hätten bereits ihre Zustimmung signalisiert. In der Regel werden Verstöße gegen den Rundfunkstaatsvertrag mit einem Bußgeld geahndet. In diesem Fall, so Jene, sei das nicht in Frage gekommen, da die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSK) die Filme allesamt freigegeben habe. Darauf beruft sich auch Premiere. Daß die HAM vor der abschließenden Prüfung bereits öffentlich die Programmsperre ankündigte, bezeichnet Premiere als „vorverurteilend und geschäftsschädigend“. Sollte die Sendepause tatsächlich verhängt werden, rechnet man mit zahlreichen Beschwerden von ZuschauerInnen, die für ihr Geld dann nur ein Flimmern bekämen.Elke Spanner
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