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betr.: "Schmutz"

„... und die zarte Lilie der Sittsamkeit kann nicht erblühen, wo keine Liebe zur Reinlichkeit, zu Anstand und Ordnung herrscht“, heißt es im Wegweiser zum häuslichen Glück für Mädchen von 1900. Schmutz, im materiellen und moralischen Sinne, ist etwas, für das fast immer Frauen - in Haushalt wie Beruf - zuständig sind und gegen das sie ihr Leben lang anarbeiten: endlose Mengen von schmutzigem Geschirr und schmutziger Wäsche, schmutzigen Böden und schmutzigen Fenstern warten täglich darauf, gesäubert zu werden. Aber die individuelle Hausarbeit ist nur ein Teil des globalen Sauberkeitsmarktes, den ganze Industriezweige bedienen. Wer bestimmt, was schmutzig ist, und mit welchem Interesse? Schmutzige Gedanken, schmutzige Worte, „oben“ ist sauber, „unten“ ist schmutzig... NOVA, ein Nachrichtenmagazin von Frauen, das von drei Redakteurinnen des Kleinen Fernsehspiels im ZDF als Werkstattprogramm für 3 sat entwickelt wurde, beschäftigt sich in seiner zweiten Ausgabe mit Schmutz. In 55 Minuten wollen die Frauen jeweils einen speziellen Aspekt der gesellschaftlichen Wirklichkeit aus einer subjektiven, frauenspezifischen Sichtweise beleuchten. Dokumentarisches und Inszeniertes, Genrehaftes und Essayistisches soll sich in den Beiträgen ergänzen. Über das erste NOVA-Magazin schrieb unsere Kritikerin Sybille Simon-Zülch mit unerbittlichem Blick auf das geschlechtsspezifische Projekt: „Von Scheitern oder Blamage muß man nicht gleich sprechen. Nur davon, daß diese erste Ausgabe an ihrer Seriösität und an der Angestrengtheit fast erstickt ist. So ängstlich, defensiv und redundant war die Sendung, als säße ihr die Angst vor dem Scheitern im Genick“. Das Selbstbewußtsein der Macherinnen ist hoffentlich gestiegen.

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