berlinmusik: Analog ist halt besser
Kurz vor der Seitenwende kann man schon mal nostalgisch werden, wenn statt Papier in Zukunft fast nur noch Digitales von dieser Zeitung bleibt. Daher darf man sich umso mehr freuen, dass man andernorts den umgekehrten Weg vom Digitalen zurück zum Analogen geht. Und das konsequent.
Die Deutsche Grammophon wird ihrem Namen seit 2023 mit der Original Source Series auf buchstäbliche Weise gerecht. Eine Auswahl an Schallplatten aus den siebziger Jahren legt das Label darin neu auf. Und zwar als komplett analoge Fassungen, die von den original Vier- oder Achtspuraufnahmen gemastert und geschnitten werden. Nix digital.
Eine besondere Ausgabe in der Serie ist die Box „Schönberg – Berg – Webern“ mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Diesem lag die Moderne der Zweiten Wiener Schule sehr am Herzen. Gegen den Widerstand der Plattenfirma setzte der Dirigent das Vorhaben seinerzeit durch, zwischen 1972 und 1974 entstanden so Einspielungen zentraler Werke des 20. Jahrhunderts.
Vor allem gelangen ihm Referenzaufnahmen, die selbst Skeptiker zu freitonaler oder Zwölftonmusik bekehren könnten. So unmittelbar wie jetzt konnte man diese Interpretationen der Orchesterversion von Arnold Schönbergs spätromantischer Tondichtung „Verklärte Nacht“, der „Lyrischen Suite“ Alban Bergs oder der „Sechs Stücke für großes Orchester“ von Anton Webern vermutlich noch nie hören. Der Preis hat es in sich, doch Weihnachten ist ja nicht mehr allzu fern.
Tim Caspar Boehme
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