berlinmusik: Markant gebaute Musik
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Neulich in der U8, Einstieg Boddinstraße: Langsames Zufahren der Wagentüren, langsame Anfahrt des Zuges. Die Entscheidung zwischen Smartphone und BVG-Fernsehen fällt zugunsten des mobilen Handapparats aus. Die U8 „ist die gefährlichste U-Bahn in Deutschland“, ist da zu lesen. Der Nebenmensch hört eine markant gebaute Musik. Bis zur Schönleinstraße geht das Stück. Es besteht aus drei Teilen: einmal Slow-Motion-Hip-Hop, dann synthetischer, rasender Rhythmus und eine Coda aus Elektropop. Der Gesang könnte eine Computerstimme oder eine gründlich verzerrte sein.
Ist das die Musik, von der es im Telefon heißt, ihre Genres seien „Non-Binary Breakbeats / Apocalyptic Ambient / Sardonic Poetry“? Deren Klang- und Texttüftler das schöne Pseudonym Alienationist trägt und seinem Album den Titel „Don’t Worry, You Can Always Be Reborn As a Screenshot“ gegeben hat? In den Achtzigern hätte es „Don’t Worry, Be Happy“ geheißen, aber das ist vorbei, und schon damals hatte Mark E. Smith davon gesungen, wie der Heilige Geist auf dem Computerbildschirm erscheint.
Mittlerweile ist die U8 über die damalige Sektorengrenze gefahren. Ohne, dass auch nur irgendwen das geschert hat. Dafür hat die Musik einen merklichen Hallraum betreten und die Stimme, die tatsächlich durch einen Tunnel geht, spricht den Satz: „Mein Begehren hält mich auf Abstand.“ Da ist keine Gedanken- und Sprechpause. Ausstieg und Umstieg zur U-Bahnlinie U2, Alexanderplatz: Sie wissen es längst, der Nebenmensch ist Hörers Spiegelbild. Robert Mießner
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