piwik no script img

berlinmusikKlavier im Streit

Neues Jahr, Paukenschlag, Beethoven. Das ist doch ein Anfang. Wobei der Paukenschlag in diesem Fall ein wenig auf sich warten lässt. Erst nach einer knappen halben Minute ist es so weit. Bis dahin haben die Streicher das Sagen. Und äußern sich eher leise-bescheiden. In Ludwig van Beethovens Klavierkonzert No. 1 zumindest.

Andererseits stimmt das mit dem Paukenschlag schon für diese Aufnahme der Klavierkonzerte Beethovens aus dem Februar 2010, von Sir Simon Rattle damals mit „seinen“ Berliner Philharmonikern eingespielt. Solistin war die Pianistin Mitsuko Uchida, eine Landsmännin Rattles. Sehr hochkarätige Besetzung mithin. Und eine, die alle Beteiligten von so ziemlich ihrer besten Seite zeigt.

Nun ist es nicht so, dass es an Einspielungen dieser Werke, die beim Zentralgestirn der Wiener Klassik zu seinen Hauptleistungen gehören – er war selbst herausragender Pianist –, einen echten Mangel gäbe. Doch kann es nie schaden, immer mal einen neuen Blick auch auf sehr vertraute Dinge zu werfen. Das ermöglicht diese Aufnahme zunächst einmal durch einen wirklich großartig transparenten Klang. Soll nicht heißen, dass die Instrumente, wie das bei jüngeren Aufnahmen gern gemacht wird, gewaltsam auseinandergezerrt wurden. Wirkt alles vielmehr natürlich und klar. Die Tontechnik hat daher keinen kleinen Anteil am Gelingen der Sache.

Was wenig nützen würde, wenn der Rest nicht mitspielte. Bei Uchida, die sich unter anderem als Mozart­interpretin einen Namen gemacht hat, ist es das Feingliedrige und Delikate, mit dem sie die Konzerte weniger als Streit mit dem Orchester denn als empfindsamen Dialog darbietet.

Da ist das Elegante-Formvollendete der Klassik ebenso wie das mitunter Verträumte in allen Schattierungen vorhanden – Beethoven gilt ja als Brückenbauer hin zur Romantik.

Die Berliner Philharmoniker sind mit Uchida an Beweglichkeit gleichauf. Vom ersten Konzert aus Beethovens Frühphase bis hin zu seinem „Hit“, dem Konzert No. 5 aus seiner mittleren Zeit, als er fast schon taub war. Hier dann in strahlender Festtagspracht dargeboten – mit großen stillen Momenten dazwischen.Tim Caspar Boehme

Ludwig van Beethoven: „Klavierkonzerte 1-5“; Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, Mitsuko Uchida (Berliner Philharmoniker Recordings)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen