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berliner szenenBerlin is a playground

Es gibt da diesen Spielplatz im Volkspark Friedrichshain“, sagt Cedric. So, wie er früher begeistert von seinen neuesten Bar- und Clubent­deckungen berichtet hat, erzählt er jetzt genauso enthusiastisch von Eltern-Kind-Cafés und Spielplätzen. „Das Schoenbrunn ist nur ein paar Meter entfernt. Den Tipp habe ich von einem anderen Kita-Vater bekommen.“

Mit welcher Leichtigkeit er diesen Begriff benutzt. Cedric ist nicht nur Vater, sondern auch Kita-Vater. Sein Vatersein fächert sich immer weiter auf.

„Berlin is a playground“, sagt Cedric. „Klar“, sage ich. „War es schon immer. Aber mal im Ernst: Du reist mit Anouk durch die halbe Stadt, um auf Spielplätze zu gehen?“ „Ich reise um die halbe Welt, um aufregende Dinge zu sehen. Diese Neugier möchte ich an Anouk weitergeben. Eine Fahrt in den Prenzlauer Berg ist ein Klacks. Mit dem Rad ist man in zehn Minuten da.“ So gesehen hat er natürlich recht.

„Wann willst du denn zu diesem Spielplatz?“, frage ich.„Jetzt.“ „Und wo ist Anouk?“, frage ich leicht irritiert. Wir sind nämlich nur zu zweit. Wir sitzen auf einer Bank am Kreuzpfuhl und sehen dem Graureiher bei seinen Yogaübungen zu.

„Anouk ist mit Ella bei der Kinderärztin. Vorsorgeuntersuchung.“ „Du willst alleine auf den Spielplatz?“ „Nein, mit dir. Spielplätze erforschen macht auch ohne Kind Spaß. Es gibt dort eine Seilbahn, Wackelbrücken und ein Klettergerüst mit Rutschen. So jung kommen wir nicht mehr zusammen. Und die Sitzbänke am Rand sollen zum Verschnaufen total bequem sein.“

Ich sehe ihn an. Kein Hauch von Ironie. Weder in seiner Stimme noch in seinem Blick. So jung, denke ich.

„Danach zwitschern wir uns im Schoenbrunn mit Zitronenlimo einen Zuckerrausch an.“

Ich blinzle in die Sonne und recke den Daumen in die Luft. Dann radeln wir los.

Daniel Klaus

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