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berliner szenenOne Love mit Klopapier

Ich weiß nicht, wer auf die Idee kam. Aber sie blieb in meinem Kopf haften. Nicht nur auf dem Heimweg vom Stadion, sondern auch die Tage danach. Die Vorstellung, wie sich die Alte Försterei in den Armen liegt und ein Lied intoniert, das von uns stammt. Je länger ich darüber nachdenke, umso wärmer wird es mir ums Herz. Carsten geht es genauso, wie wir bei unserem nächsten Treffen feststellen. „Wir brauchen eine bekannte Melodie und darauf setzen wir einen eigenen Text“, sage ich. „Am besten ein Kinderlied“, sagt Carsten. „Aber ein fetziges.“

Eine Weile ist es still. „Kennst du Rolltreppenmax?“, sagt Carsten dann. „Klar.“ „Ich hab vielleicht was.“ „Schieß los.“ „In der Tabelle runter, in der Tabelle empor, / Union schießt immer wieder ein Tor, / ­Jubel an der Wuhle und als Souvenir …“ „Ei-ne Rol-le Klo-pa-pier!“, singe ich mit. „Das ist klasse! Erst der Rolltreppen-Move auf den Rängen und dann mit Schwung abflatternde Klopapierrollen auf den Rasen werfen.“ „Wenn das ganze Stadion mitmacht, haben wir südländische Atmosphäre!“ Wir schwelgen kurz in diesem Bild.

Aber ein großes Fragezeichen gibt es noch. Wie bekommen wir die Waldseite dazu, mitzusingen? Denn die Waldseite brauchen wir. Sie ist quasi das Platten­label beziehungsweise der Radiosender, der uns in seine Hot Rotation aufnehmen muss. „Ich spreche die musikalische Programmleitung an“, sagt Carsten. „Du meinst den Capo?“ Carsten nickt. „Kennst du ihn?“ „Noch nicht.“ Ich sehe Carsten skeptisch an. „Der lacht dich doch aus, wenn du von der Gegen­geraden auf die Waldseite rüberschlappst und ihm erklärst, dass er unseren Text zur Melodie von Bummelkastens Rolltreppenmax singen soll.“ „Warum? Es geht um Union. One Love.“ One Love. Das stimmt natürlich. Am 10. Mai ist das nächste Heimspiel. Wir fangen schon mal an, uns warmzusingen. Daniel Klaus

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