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berliner szenenDann lieber ein Cordon bleu

Ich bin bei der Thaimassage. Meine Suche nach der während der Coronawirren verschwundenen Masseurin mit den begnadeten Händen hab ich auf Eis gelegt. Der Salon, den ich nun betrete, ist recht neu, nicht weit von mir entfernt. Wirkt etwas dunkel, provisorisch. Und klein ist er, doch für die Buddhastatue und die Massagekunden sind auf verschiedenen Tischen üppig und farbenfroh Getränke, Süßkram und Obst angeordnet. Auf der Liege drinnen begrüßen mich drei kurze Fischerhosen in Senfgelb, Grün und Weinrot. Ich greife mir die grüne. Die Masseurin ist jung und, genau wie die Verschwundene, freundlich, aber nicht leutselig. Sie redet nicht und ist auch nicht dazu zu bewegen. Arbeitet konzentriert. Und weiß, dass eine Zerrung am unteren Rücken nicht unbedingt am Hosenbund aufhört – massiert infolgedessen schmerz-, nicht wäscheorientiert. Zu meinem Glück.

Nach einer Stunde ist die Sache vorbei. War eigentlich gut. Als ich bezahlen will, merke ich: Geld vergessen. Oh. Ein anderer Kunde neben mir, gerade dabei, behäbig sein Portemonnaie wieder zu verstauen, dreht sich mir zu: Wenn Sie wollen, lass ich mein Kärtchen nochmal stempeln. Holt’s wieder hervor.

Ich vollführe einen inneren Luftsprung, danke, und als ich ein paar Euro Trinkgeld aus meiner Jackentasche fische, erklärt der Behäbige kurzerhand: Sie können’s übrigens auch gleich ganz haben, gratis. Er überfliegt die Buttons seiner Gutscheinkarte – sieben sind’s noch, sagt er. Hält sie mir hin. Würde mich sogar freuen, fügt er an. Ginge das, übertragen?, fragt er sicherheitshalber noch die Masseurin und diese nickt. War ein Firmengeschenk, erzählt er mir jetzt, aber ich mach mir nichts aus der Walkerei. Cordon bleu ist mir lieber. Is ja tierisch, sag ich. Win-win, lacht er, reicht sie mir: Genießen Sie’s. Nach Herzenslust!

Felix Primus

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