berliner szenen: Picknick mit vielen Büchern
W, R. und ich machen einen Ausflug. Vom S-Bahnhof Hermsdorf aus kommend wollen wir am Waldsee baden und picknicken. So der Plan. Auf dem Weg dorthin fängt es an zu regnen. Wir kehren erst einmal um und landen auf einem kleinen Platz am S-Bahnhof Hermsdorf. Der Platz ist von Bänken gesäumt, in der Mitte eine alte Telefonzelle, die mit Büchern gefüllt ist. W. findet einen Roman von Marten T’Haart, den ich sehr mag, und ich einen Erzählband von Gabriele Wohmann. „Aber dürfen wir das einfach mitnehmen? Eigentlich braucht man doch ein Tauschbuch, oder nicht?“, fragt W., da steht hinter uns ein Mann mit Brille, der vorher auf einer der Bänke saß und gelesen hat.
„Sie dürfen alles“, sagt er. „Jetzt mitnehmen, später austauschen. Wie Sie möchten.“ Er lächelt. Herr P. ist der Erfinder der BücherboXX. Er hält eine Ausgabe des „Hobbits“ unter dem Arm und erzählt uns, dass es inzwischen 80 BücherboXXen in Berlin gibt. „Einmal gab es hier einen Band mit Erzählungen von Patricia Highsmith, ich schlage auf und was sehe ich? Das war eine von ihr höchstpersönlich signierte Ausgabe.“ Er strahlt. „Na, die habe ich gleich gesichert.“ Er macht eine einholende Geste.
Ich packe inzwischen den Picknickkorb aus. Wir haben Apfelkuchen und Melone und Herr P. nimmt auch gern ein Stück. Wir essen also gemeinsam Melone und Kuchen im Nieselregen auf der roten Bank und Herr P. zeigt mir Fotos von seinen soliden Bücherregalen zu Hause. „Aus Ahorn, da kann nichts umfallen. Ich war mal Buchhändler und jetzt mache ich ehrenamtlich, was mir Spaß macht. Ich lese und komme mit vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch. Etwas Schöneres kann es nicht geben.“ Ich nicke. Herr P. strahlt und ich bin froh, dass wir an seiner BücherboXX gelandet sind. Wir hätten sonst etwas verpasst. Isobel Markus
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