berliner szenen: Kein Zweifel, er ist wieder da
Am Teich in der Hasenheide erkenne ich es zuerst. Je goldener das Licht wird, desto grüner wird seine Wasserfarbe. Die dort wohnenden Eichhörnchen rennen wieder hin und her, das Maul voller Nüsse. Man entdeckt gelbe Details an den Bäumen, wenn man genauer hinguckt, Blätter fallen wirbelnd herunter. Er ist wieder da, der Herbst, die allgemeine Stimmung bezeugt es. Alle trauern dem Sommer nach und halten abends draußen lange durch, um ihn nicht ganz gehen zu lassen.
Ich bin nicht frei davon, ich habe aber in der Übergangszeit andere Assoziationen als jemand, der in Deutschland groß geworden ist. Auf der Südhalbkugel geht es mit dem Herbst am 21. März los, das ist schon mal anders. In meiner Heimatstadt Buenos Aires ist der Sommer so heiß, dass viele Menschen erleichtert sind, wenn die Temperaturen endlich runtergehen. Im März fängt dort die Schule wieder an – nach einer dreimonatigen Sommerpause. Ich mochte die Pause nicht, weil ich meine Klassenkameraden vermisste. Allein deshalb war der Herbstanfang meine Lieblingszeit im Jahr.
Wenn ich daran zurückdenke, kommen mir zwei Gerüche in den Sinn, die mir in Berlin fehlen: der nach Naphthalin-Kugeln, wonach alle Pullover rochen, wenn man sie wieder zu tragen begann. Und der nach brennenden Herbstblättern. In meinem Wohnort am Rand der Stadt blieb damals das Laub einfach liegen, der Boden war voll davon. Die Nachbar*innen fegten es zu kleinen Haufen zusammen und verbrannten sie, meist am Ende sonniger Nachmittage (so meine Erinnerung). Ich liebte diesen Geruch, war ihnen aber böse, denn auch der Laubteppich war mir lieb. Heute sind die BSR-Straßenfeger*innen diejenigen, die ich schief anschaue, wenn sie mir die Freude am Herbst ein bisschen wegnehmen. Luciana Ferrando
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