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berliner szenenLass mich das mal machen

Mittags im Imbiss. Ein Mann drängelt an den Wartenden vorbei. Mit der rechten Hand hält er die kleine Tochter fest, mit der linken sein Telefon. Rufend gibt er eine Bestellung auf. Er spricht dieselbe Sprache wie die beiden hinter der Theke. Der Wirt nickt und bedeutet mit einer Geste, dass die Kleine ein Schüsselchen bekommen wird. Sie ist vielleicht vier und gekleidet wie eine Prinzessin. Ihr rotglänzendes Kleid ist mit Spitze besetzt, ihre Schuhe sind eher Schühchen. Drei ältere Damen, die am Ecktisch vietnamesischen Kaffee mit dicker Kondensmilch genießen, sind entzückt. „So etwas würde ich meiner Enkelin auch gerne kaufen, aber meine Tochter verbietet das. Noch nicht mal Tierbilder auf dem Nicki sind erlaubt.“

Mittlerweile wurde Vater und Tochter das Essen serviert. Er hat aufgeschnittene Entenbrust auf dem Teller, die Kleine eine Schüssel mit Glasnudelsuppe. „Das gibt ein Unglück. Wie soll sie das denn essen?“, flüstert eine der Frauen am Ecktisch. Das fragt sich offenbar auch der Vater, er hantiert umständlich mit den Stäbchen. Sein Telefon hat schon einen Spritzer abbekommen, ihm fehlt eine Serviette. Die Kleine kann das gar nicht mit ansehen und sagt etwas Beruhigendes. Es klingt wie „Lass mich das mal machen“.

Der Vater ist einverstanden, wendet sich wieder dem Display zu, während das Mädchen in aller Seelenruhe isst. Sie hält die Schüssel in der einen Hand und dreht mit der anderen die ­Glasnudeln. Die Damen sind beeindruckt, die Kleine genießt die anerkennenden Blicke. Währenddessen echauffiert sich der Mann am Telefon, die Ente bleibt liegen. Die Tochter greift zu den Stäbchen und füttert den telefonierenden Vater wie selbstverständlich mit mundgerechten ­Portionen. Triumphierend guckt sie zu den drei Damen. Fehlt nur der Szenenapplaus.

Claudia Ingenhoven

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