berliner szenen: Perfekter Sonntag mit Pasta Frola
Die Wäsche ist gewaschen, die Wohnung riecht nach Putzmittel. Ich höre das Feuer in der Ofenheizung knistern, die Waschmaschine des Nachbarn, das Radio (leise) und den Regen (laut). Draußen ist es blau und nass, dunkel war der Tag vom Morgen an. Ein perfekter Dezembersonntag: gemütlich, voller Spleen. Ich bin bereits eine Runde gelaufen im Park, bin geduscht und gekämmt, habe vernünftig gefrühstückt und sitze still da, wie ein Kind, das auf eine Belohnung wartet.
Weil keine Belohnung kommt, greife ich mir meine To-do-Liste. Ich habe eine Menge Punkte und 24 Stunden sind dafür zu wenig. „W.s Brief antworten“ mag ich am meisten von der Liste und dafür entscheide ich mich. Ich bin inspiriert, die Wörter fließen, bis es auf meinem Handy piept. „Komm vorbei!“, steht auf der Nachricht, mit Bild. Eine Freundin hat meinen Lieblingskuchen gebacken – Crostata in Italien, in Argentinien nennen wir ihn Pasta Frola und essen ihn zum Matetee. Davon erzähle ich meiner Brieffreundin und beschreibe den Kuchen für sie. Ich schreibe auch: „Ich weiß nicht, ob ich zur Inspiration zurückfinden werde, wenn ich wieder zu Hause bin.“
Als ich die Wohnung verlasse, höre ich das Läuten der Glocken, ein anderer klassischer Sonntagston. Ich laufe die Reuterstraße runter und kaufe Wein in der Tankstelle. Ihre roten Lichter reflektieren sich auf dem nassen Boden. Bei den Freund*innen essen wir den Kuchen und trinken Mate. Ich male mit der Tochter bunte Bilder auf Servietten, die Eltern spielen Gitarre und Pauke, wir singen, machen Selfies, auch Mau-Mau und Brettspiele kommen dazu.
Als ich später wieder vor dem Brief sitze, ist die Inspiration – wie vermutet – verflogen. Aber es war so ein schöner Abend. Und der Pasta Frola war einer der leckersten, den ich je gegessen habe.
Luciana Ferrando
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