piwik no script img

berliner szenenAuffällig gut eingepackt

Der Kühlschrank zwang mich und vor allem meinen Freund zum Einkaufen. Bis auf ein bisschen Butter und eingelegte Gewürzgurken gab er nichts mehr her. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass mein Freund einkaufen gar nicht mag. Und ich mag es nicht, immer alleine die Einkäufe zu erledigen. So einigten wir uns am Samstag darauf, gemeinsam einkaufen zu gehen. Wir nahmen zwei leere Rucksäcke und einen Jutebeutel mit und stapften zum nächsten Supermarkt, dem Nahkauf. Dort befüllten wir einen Einkaufswagen in weniger als einer Viertelstunde. An der Kasse räumte ich alle gescannten Lebensmittel wieder zurück in den Einkaufswagen, um keinen Stau zu verursachen. Nach dem Bezahlen stellten wir uns etwas abseits und verstauten alles in kurzer Zeit in unsere mitgebrachten Trageutensilien. Vor dem Nahkauf, wartend an der Ampel, sprach uns eine alte Frau an. „Entschuldigen Sie, darf ich Ihnen etwas sagen?“, fragte die Frau in ihrer großmütterlichen Art. „Ja, klar“, antwortete ich. Die Frau lächelte und sagte dann: „Ich muss Sie beide echt einmal loben. Ich habe noch nie junge Leute gesehen, die so gut einpacken können wie Sie. Also wirklich, das haben Sie echt toll gemacht. Ganz präzise und geschickt haben Sie alle Lebensmittel verstaut.“ Ich musste grinsen, schaute meinen Freund an, der auch grinsen musste, und meinte dann, dass wir ein solches Lob noch nie bekommen hätten, und bedankte mich höflich. Beim Passieren der Straße winkte die Frau einer anderen Frau zu und rief: „Hallo Ursula!“ Die andere Frau, die offensichtlich Ursula hieß, fragte die Frau: „Quatschst du schon wieder die jungen Leute an?“ Daraufhin wünschten wir noch ein schönes Wochenende und liefen schmunzelnd nach Hause. Ein solch ungewöhnliches Lob bleibt doch sehr haften.

Eva Müller-Foell

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen