berliner szenen: Schaltung nur für Erwachsene
Direkt vorm Haus parkt ein schwarzer Lieferwagen mit leuchtend gelber Aufschrift: mobile Fahrradwerkstatt. Von 16 bis 21 Uhr geöffnet, erklärt der Mechaniker. Drei Tage wird er hier arbeiten, je nachdem, wo er einen Parkplatz findet. Mich begeistert die Geschäftsidee, zumal meine Stammwerkstatt gerade längere Wartezeiten hat. Der Reifenwechsel ist nicht billig, aber andererseits: Das Mantel-Profil ist kaum noch zu erkennen, und bequem bin ich auch. Nach einigen Stunden kommt schon die Nachricht, das Rad sei fertig. Erst am nächsten Tag merke ich, dass die Gangschaltung nicht mehr funktioniert. Nur noch 2 statt 7 Gänge sind schaltbar, beim Anfahren ist das ein echtes Verkehrshindernis. „Kann passieren, sagt der Mechaniker, mach ich morgen nochmal.“ Gesagt, getan, die Schaltung funktioniert trotzdem nicht. Er werde ein Ersatzteil aus der Werkstatt mitbringen, dann müsste es klappen. Klappt aber nicht, die Gangschaltung rumpelt. Ich soll in zwei Wochen wieder hierherkommen. Oder nach Rummelsburg zu seinem nächsten Einsatzort.
Zwei Wochen später ist ein anderes Team hier: „Kein Wunder, da fehlt ja auch ein Stift, bringen wir morgen mit.“ Das klingt überzeugend. Der vierte Mechaniker begrüßt mich schon von Weitem mit erhobenem Daumen, es funktioniere jetzt. Er habe auch noch mal alles gefettet und die Bremsen nachgezogen. Sein Eifer macht mich misstrauisch. Zu Recht, die Schaltung holpert unverändert. Es sei eben kein teures Rad, erklärt er mir und außerdem: „Vielleicht schalten Sie auch falsch.“ So was will man hören als erwachsene Frau! Ich mache Schluss mit dem mobilen Team und beichte meiner Stammwerkstatt, dass ich fremdgegangen bin. Was beim Fremdgehen auf die anfängliche Begeisterung folgt, hätte ich wissen müssen – als Erwachsene. Claudia Ingenhoven
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