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berliner szenenUrlaub in der Donaustraße

Da ist dieser Geruch leer stehender fremder Häuser. Sie müssen nicht lange leer stehen: Meine Freun­d*in­nen sind nur drei Wochen weg, aber als ich die Tür aufmache, erkenne ich ihn sofort. Es ist nicht mehr der Geruch von Menschen, die da wohnen. Früher habe ich am allerliebsten in fremden Wohnungen übernachtet. Ich fühlte mich überall zu Hause. Aber das ist lange her. Damals dachte ich, es sei langweilig, immer zu Hause bei sich schlafen. Inzwischen bevorzuge ich mein Bett.

Als ich also bei ihrer Wohnung in der Donaustraße vorbeikomme, habe ich nicht vor, die Nacht dort zu verbringen. Meine Mission besteht nur darin, Pflanzen am Leben zu halten und zu schauen, ob alles okay ist. Doch während ich die Gießkanne fülle, schalte ich das Radio und die Lichterkette ein und drehe die Heizung hoch. Den coolen Radiosender empfange ich bei mir nicht. Es wird immer gemütlicher. Die Freun­d*in­nen haben Lebensmittel auf dem Tisch mit einem Zetteln hinterlassen: „Bitte mitnehmen!“ und dann beginne ich, mir damit ein Abendessen zusammenzustellen. Während die Kartoffeln kochen, gehe ich zur Bibliothek, schlage irgendein Buch auf und versinke sofort in der Lektüre. Es wird spät. Ich habe keine Lust mehr, nach Hause durch die Kälte zurückzuradeln. Ich nehme das Angebot an, das sie mir ohnehin gemacht hatten, dort zu übernachten. Es fühlt sich plötzlich wie früher an, wie zum Beispiel, als ich das erste Mal in Barcelona war und ein Freund mir sein Appartement überließ. Es ist auch wie Urlaub in Corona­zeiten. Als hätte ich eine Hütte irgendwo mieten können, als rauschte das Meer vor der Tür. Nach dem Essen dusche ich, klappe das Schlafsofa auf und nehme das Buch mit, das ich zuvor angefangen habe. Als es hell wird und ich nach dem Kaffee rauskomme, bin ich überrascht, in Neukölln zu sein. Luciana Ferrando

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