berliner szenen: Das Wetter fährt Achterbahn
Das Wetter spielt verrückt. Schon im März hat es sich angefühlt wie Aprilwetter. Ich gehe schlafen unter fünf Decken neben den Kachelofen. Beim Filmschauen genieße ich die Gemütlichkeit eines Winterabends. Als ich wach werde, scheint die Sonne. Während ich mit geöffneter Balkontür Kaffee koche, höre ich den Vogelgesang und die Stimmen einiger Nachbar*innen, die sich auf dem Hof unterhalten. Ich gehe aus dem Haus und sehe nur leicht angezogene Menschen. Aus offenen Fenstern kommt Musik – der Frühling ist da, sage ich mir. Doch am nächsten Morgen, als ich mein Laptop zur Reparatur im Wrangelkiez mit dem Rad transportieren möchte, schneit es. Ich ziehe mich dementsprechend an und freue mich, dass meine Fahrradtasche wasserdicht ist. Bei der Arbeit muss ich mich an die Heizung aufwärmen.
Später, in dem Moment, indem ich zu einem Interviewtermin in Charlottenburg losfahre, ist die Sonne plötzlich da und ich fühle mich fehl am Platze in meiner Neon-Regenjacke – sie ist zumindest gut gegen Wind, denn kalt und windig ist es auch. Während des Interviews fängt ein Schneesturm an. Die Interviewpartnerin holt die Tafel und die weintrinkenden Kundinnen vor ihrem Laden rein und zieht die Markise zurück. Einige Minuten später es ist wieder sonnig. Als ich die Kurfürstenstraße entlangfahre, regnet es und ich sehe einen doppelten Regenbogen im Himmel. Meine Laune macht mit. Sie fährt die Wetter-Achterbahn und kann sich nicht entscheiden, ob melancholisch, hoffnungsvoll oder resigniert. Am Ende des Tages bekomme ich das Gefühl, mehrere Tage hinter mir zu haben, und bin erschöpft. Soll ich mich für eine weitere kalte Nacht zu Hause vorbereiten oder lieber eine Freundin anrufen, um ein Feierabendbier zu trinken?
Luciana Ferrando
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