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berliner szenenMan kauft, was es gerade gibt

Mit steigenden Temperaturen kann ich endlich meine einzige warme und fahrradtaugliche Winterjacke waschen. Neu imprägniert werden müsste sie auch. Imprägniermittel steht noch rum. Fehlt nur eins: das Outdoorwaschmittel. Früher hätte man das einfach kaufen können. Aber jetzt ist ja fast alles zu. Und bedauerlicherweise habe ich mich aus politischen Gründen (guter Vorsatz zum Neuen Jahr) bei dem Online-Versandriesen abgemeldet. Und will ich jetzt irgendwo ein Kundenkonto anlegen, nur um eine kleine Flasche Waschmittel …? Nicht wirklich.

Also auf ins benachbarte Einkaufscenter: Jeder zweite Laden dort scheint systemrelevant genug, um geöffnet zu sein. Die Drogerie im 1. OG „führt so etwas leider gar nicht“, wie mir die Verkäuferin erklärt. Der Euro-Shop daneben hat auch offen. Nur sind fast alle Regale mit Folie verhängt. Das sind die Artikel, die sie nicht verkaufen dürfen, weil: Corona. Dass es die gleichen Artikel in der Drogerie daneben problemlos zu kaufen gibt – ach, egal. Waschmittel haben sie jedenfalls auch nicht.

Im Erdgeschoss werde ich fündig. Leider hat die Drogerie dort genau eine Sorte Waschmittel, und zwar die krass parfümierte. Ach, egal, man kann jetzt nicht wählerisch sein. Ich überlege kurz, ob ich mich dem Einkaufsgefühl der DDR annähere: Man kauft, was es gibt, gerne auch auf Vorrat, weil man nie weiß, wie lange es gerade noch vorrätig ist. Und wann es wieder reinkommt.

Beim Rausgehen fällt mir auf, dass alle (geschlossenen) Modeläden ihre Schaufensterdekoration neu gestaltet haben: man zeigt jetzt, statt der Wintermode, die man seit Wochen nicht mehr dort kaufen kann, ebenso wenig frei verkäufliche Frühlingsklamotten. Ich stehe bewundernd davor. Was die wohl mit den Wintersachen gemacht haben? Ach, egal.

Gaby Coldewey

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