berliner szenen: Herzen voller Aufregung
Die Hunde, denen ich beim frühmorgendlichen Laufen im Volkspark Hasenheide begegne, erkennen mich öfter wieder als die Menschen, die mit ihnen unterwegs sind. Wir gucken uns an, sie wedeln mit dem Schwanz, ich winke. Ich habe sogar das Gefühl, sie würden mich anlächeln und deshalb lächle ich zurück. Manche Menschen, die immer dort laufen gehen, erkenne ich mittlerweile auch. Die Eichhörnchen natürlich nicht, aber ich sehe viele, die die Laufwege überqueren oder auf Bäumen hin und her klettern, kurz stehen bleiben und weiterrennen. Ich stelle mir ihre kleinen Herzen voller Aufregung vor und das macht mich glücklich. Wenn ich am Streichelzoo entlanglaufe, begrüße ich Pfauen, Enten und Kaninchen. Bergauf fallen mir ein paar Schneeflocken entgegen, ich strecke die Zunge raus. Berg runter höre ich immer Cumbia und tanze ein bisschen dabei. Die Dealer sind immer da. Und die Gärtner (ich habe bisher keine Frau unter ihnen entdeckt). Heute trägt einer ein Pulli mit der Schrift „Limited Edition“ und ich möchte ihm mit Daumen hoch „cool“ sagen, aber er schaut mich irritiert an und arbeitet weiter. Ich laufe weiter und versuche nicht zu rutschen.
Ich sehe eine junge Frau, die eine ältere Frau, die auf einem Baumstamm sitzt, die Haare schneidet, beide tragen Masken. Ob sie ihre Mutter ist? Schade keine Kamera dabei zu haben, doch ebenso okay, nicht alles, was schön ist, registrieren zu müssen. Die Hundebesitzer*innen sind wie jeden Tag am Hundelaufplatz, sie unterhalten sich, über ihre Hunde, wahrscheinlich. Auch wenn ich niemanden wirklich kenne, fühle ich mich geborgen, wenn ich bekannte Gesichter sehe. Auf dem Rückweg nach Hause kaufe ich mir ein Börek in der Bäckerei der Karlsgartenstraße und freue mich schon auf die heiße Dusche und das Frühstück danach.
Luciana Ferrando
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen