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berliner szenenFahrrad aus der Ferne lieben

Seit Anfang der sogenannten Coronazeit war mein Fahrrad fast ein Teil meines Körpers geworden. Ja, wir waren unzertrennbar. Egal wie weit (oder wie nah) mein Ziel lag, fuhr ich dorthin mit dem Rad. Mit ihm unternahm ich die erste Fahrradreise meines Lebens (und dann direkt die zweite), und an den Wochenenden entdeckte ich für mich unbekannte Ecken Berlins. Ebenso fuhr ich auf schönen Wegen durch Brandenburg, durch Wälder, an Seen, Teichen und Blumenwiesen vorbei und fand sogar nette Menschen, die meinen Vorurteilen der Provinz gegenüber widersprachen.

Als ich vor drei Wochen den Fahrradunfall hatte, musste ich mich von meinem Rad vorerst verabschieden. Sechs Wochen muss ich den Gips tragen, „mindestens“, sagten die Ärzte. Das gute dabei: Ich bin seitdem wieder viel zu Fuß unterwegs und merke, was ich alles beim schnell Vorbeifahren übersehen habe: neue Graffiti, dicker angezogene Schaufensterpuppen, Masken, die Tiermäuler simulieren, Menschen, die sich über Corona auf dem Wochenmarkt unterhalten, während ihre Kinder herumtoben. Ich sitze häufiger auf Terrassen und trinke Kaffee und war mal wieder im Kino und in meiner Lieblingskneipe. Ich klopfe bei meinen Nachbar*innen, damit sie mir helfen, die Kaffeemaschine aufzudrehen. Und höre meinen Freund*innen aufmerksamer zu, während sie bei mir abspülen, für mich kochen oder einfach neben dem Bett oder am Tisch sitzen und mir von Träumen, Liebeskummer, Tagesabläufen erzählen.

„Jede Wolke hat einen Silberstreifen“, sagte mir eine von ihnen, das passt jetzt, findet sie. Aber wenn ich im Hinterhof an meinem Rad vorbeigehe, fühlt es sich ein bisschen so an, als hätten wir gerade auf Fernbeziehung umgeschaltet, würden damit aber nicht klarkommen. Luciana Ferrando

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