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berliner szenenDas Tier auf dem Fahrradweg

Das Tier liegt teilweise auf dem Fahrradweg. Ich fahre gerade nach Hause. Auch wenn es nach Mitternacht ist, freue ich mich darauf, noch eine Kleinigkeit zu kochen und gemütlich Mails zu beantworten. Mit dem Tier rechne ich natürlich nicht. Das „Tier“ ist ein Roller, und ich fand schon immer bizarr, dass das Start-up, das dieses in Berlin omnipräsente „Transportmittel“ betreibt, so heißt. Ich gehöre von Anfang an nicht dem Fanclub an, jetzt hasse ich die Tiere von Herzen.

Jedenfalls sehe ich den Roller zu spät oder ich denke, dass ich ihm ausweichen kann (das weiß ich im Nachhinein nicht mehr). Doch es ist nichts mehr zu machen: Ich pralle dagegen und fliege über den Fahrradlenker Richtung Straße. Mein Gesicht landet zuerst. Ich spüre, wie meine Zähne kaputtgehen (erst später werde ich erfahren, dass „nur“ eineinhalb davon betroffen sind). Ich weiß als Allererstes, dass das ernst ist. Die zweite Erkenntnis: Ich bin am Leben. Ich schaffe es geradeso aufzustehen und klopfe gegen das Schaufenster eines türkischen Restaurants.

„Alles gut?“, fragt ein junger Mann. Wäre das Leben ein Hollywood-Film, würde die Protagonistin an dieser Stelle einen Witz machen. Doch, ich sage nur: „Nein, Krankenwagen bitte.“ – „Er kommt“, sagt ein anderer Mann. Tatsächlich höre ich nach einigen Minuten, die sich für mich dreimal länger anfühlen, als sie es sind, das Martinshorn. „Dass das meinetwegen ist …“, denkt ein Teil von mir, der alles von außen beobachtet, als handle es sich doch um einen Film. Es ist auch der Teil, der sich merkt, dass mir auf dem Weg zum Krankenhaus der Sanitäter immer dasselbe antwortet. „Mir ist kalt“, sage ich. „Das glaube ich Ihnen“, sagt er. „Es tut weh“, sage ich. „Das glaube ich Ihnen“, sagt er. „Gut, dass Sie mir glauben“, sage ich und bin erstaunt, dass ich noch lachen kann. Luciana Ferrando

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