berliner szenen: Das Schlimmste hinter mir
Moin Moin“, sagt ein Mann und fegt rechts neben meinem Bett. „Moin, moin!“, sagt er noch mal und fegt diesmal links. Es wird gerade hell. Ich versuche „Moin“ zu antworten, aber alles tut weh. Und plötzlich fällt mir wieder ein, wo ich bin. Ich weiß, dass ich nicht träume, sondern die erste Nacht meines Lebens in einem Krankenhaus bin und hoffentlich das Schlimmste hinter mir habe. Ich erinnere mich auch wieder, dass ich einen Fahrradunfall hatte. Die futuristische Musik der Krankenhausgeräte, die die ganze Nacht läuft und mich glauben lässt, ich sei Teil eines Science-Fiction-Films, hört mit dem Tageslicht auf. Ebenso ist meine Nachbarin still.
Nachts ruft sie wiederholt nach einer Schwester, weil sie ein Töpfchen braucht. „Gleich“, antwortet eine männliche Stimme. Doch es dauert lange, bis er bei ihr ist. Den Ärzten erzählt sie etwas über einen Rollator und dass ihre Hüfte operiert werden muss, erfahre ich auch. Der Mann mit dem freien Oberkörper, der mir gegenüber laut telefonierte, schläft jetzt und schnarcht. Das Rezeptionspersonal macht Schichtübergabe. Niemand holt mich mehr ab, um weitere Untersuchungen bei mir zu machen, meine rechte Hand und Unterarm sind schon gegipst worden.
„Wirklich? Diese Scheißroller!“, sagt der Krankenpfleger, der das erledigt. „Aber Sie waren feiern, habe ich gehört?“, sagt er und lacht. „Ich habe zwei Bier getrunken“, sage ich, während ich versuche, die Symbole seiner Armtattoos zu identifizieren. Ich muss nur noch auf den Arztbrief warten. Also versuche ich erneut einzuschlafen. Doch ich werde zum Eingangsflur gebracht, wo die frisch eingelieferten Unfallpatient*innen liegen. Ich frage, ob ich draußen warten kann, und entlasse mich selbst. Ich will an die frische Luft, ich muss meine Freund*innen anrufen, ich brauche dringend einen Kaffee. Luciana Ferrando
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