berliner szenen: Mit Ahornsirup auf den Grill
Seit dem letzten Jahr haben wir Ratten im Garten hinter unserem Haus. Wir leben im Erdgeschoss und konnten sie vom Küchenfenster auf der Mauer zum Nachbargrundstück laufen sehen, von Angesicht zu Angesicht. Zuletzt waren es drei Jungtiere. Die Hausverwaltung schickte einen Schädlingsbekämpfer, der zu Beginn der Coronapandemie an verschiedenen Orten Fallen aufstellte und Warnschilder aufhängte. Signalrote Zettel, auf denen neben Hinweisen zum Gift auch eine Ratte abgebildet war. Immer wieder erstaunt uns, wie unterschiedlich wir hier Dinge wahrnehmen, je nachdem wo im Haus wir wohnen. Während für uns die Nager Teil des Alltags waren, haben Nachbarn aus höheren Etagen die gar nicht bemerkt. Offenbar auch die roten Warnschilder nicht.
Die Fallen wurden mehrfach umgestellt, die Ratten wichen ihnen aus und feixten. Ich hatte wenig Hoffnung auf Besserung. Doch dann fand ich vor zwei Wochen die erste Ratte tot hinter der Mülltonne. Sie erinnerte stark an die toten Elefanten in Botswana, wie sie da lag, mit dem Kopf voraus. Die zweite starb eine Woche später in einem mit Wasser gefüllten Blumentopf. Mein Mann hat sie später heroisch in der Mülltonne entsorgt. Gespannt warteten wir auf den dritten Todesfall. Heute war es so weit. Die Nachbarin bereitete eine Grillparty vor. Plötzlich ein Schrei: „Da liegt eine tote Maus.“ Gleich hinter dem Tisch für das Grillgut lag, zusammengekrümmt auf der Gartenmauer, Ratte Nr. 3. Meine Freude war immens. Mein Mann kommentierte trocken: „Mit Ahornsirup kann man die auch grillen.“ Das weiß er aus dem „Lederstrumpf“. Hinterher war er unsicher und meinte, das hätte er mit den Ratten am Spieß in der „Schatzinsel“ verwechselt. Dann brachte er sie auf einer Müllschippe in die Biotonne. Wir hoffen auf einen rattenfreien Restsommer. Gaby Coldewey
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