berliner szenen: Abstand oder monogam
Ich sitz so rum, mach nichts außer einfach sitzen halt, als ich merk, dass ich doch was mach außer einfach sitzen halt: Ich singe, „Private Dancer“, wie ’ne Erinnerung an die Party, als es Partys noch gab, wo ich Lapdance gemacht hab, oder vielleicht an das Vögeln letztens, da hab ich auch gesungen, „Fuck me, baby, one more time“, bisschen abgewandelt der Text; auch „Tent in your pants“, oder war’s „Lick it“? „My neck, my back, my pussy, my crack“? Egal, auf jeden Fall war’s ein musikalisches Treffen.
Und jetzt? Kein Treffen, weil Kontaktsperre im Land – kein Kontakt, kein Sex, außer mit Lebenspartner*innen, glaub ich. So was hab ich aber nicht; ich hab nur viele, das ist doch Poly-Diskriminierung. Gut, dann erklär ich jetzt halt eine*n von den vielen zur Partner*in und gut ist. Nur wen? Ich scroll durch meine Kontakte, sing wieder vor mich hin, „Perfect Day“ diesmal, als prompt das Telefon klingelt.
„Hey, ich dachte, ich meld mich mal wieder. Weil du weißt schon.“
„Ja, ich weiß: Du willst vögeln.“
„Ja! Du auch?“
„Ja“, sag ich und fast noch: „Und Lebenspartner*in sein?“ Aber erst mal stöhnen wir ein bisschen durch den Hörer, und als wir fertig sind damit, wollen wir mehr. „Treffen, was sagste?“
„Zwei Meter“, sag ich und denk an den Witz, den letztens jemand gemacht hat von wegen Zwei-Meter-Dildos. Liegt mir irgendwie mehr als Lebenspartnerschaft, und schwer zu basteln ist das bestimmt auch nicht, so ein Abstandshalter-Ding. Ich hab da noch ein paar Bretter im Keller, oder vielleicht der Besenstiel?
„Bist du noch dran?“
„Ja. Ich überleg grad was.“ Lebenspartnerschaft? Oder Zwei-Meter-Dildo? Ich weiß nicht; ich sing erst mal wieder, „Queere Tiere“ jetzt. „Warte“, sag ich. „Ich muss mal kurz in den Keller, was gucken. Okay?“ Joey Juschka
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