berliner szenen: Angst vor Kindern, weil giftig
Mein Mann wurde von seiner Chefin als „systemrelevant“ eingestuft. Weil Systemadministrator. Er darf als Einziger ins Institut, damit die Literaturwissenschaftler*innen ihre Videokonferenzpartys feiern können. Damit wird er den Rest unseres gemeinsamen Lebens angeben. Ich freu mich schon.
Meine beste Freundin ist tatsächlich wichtig. Sie ist Ärztin im Krankenhaus. Sie hat sich testen lassen, weil der Kollege mit der feuchten Aussprache sich als Sars-CoV-2-positiv herausstellte. Wir warten auf das Ergebnis. Der Satz „Hast du dich testen lassen?“ hatte zwischen ihr und mir auch mal eine andere Bedeutung. Unsere Kinder werden jetzt zwei Jahre alt. Zusammen feiern dürfen sie nicht. „Wir könnten weggehen und die beiden alleine lassen“, schlägt Frieda vor. Zu zweit dürfe man sich ja noch treffen. Gestern haben wir beim Spazieren gehen Tante Erna und Onkel Klaus getroffen. Und alle so: Panic Attack! Das Kind ist aus dem Wundern nicht mehr rausgekommen und fand alles sehr komisch. Überhaupt muss man vorsichtig sein mit dem Nachwuchs jetzt. Früher war unser Kind ein Gute-Laune-Garant auf der Straße. Die Leute hatten alle Herzchen in den Augen, wenn es auf sie zugewackelt kam, jetzt gucken sie, als hätten wir einen Pitbull mit Tollwut dabei, der gerade dabei ist, seine Leine durchzubeißen. Ich muss an den Film „Monster AG“ denken, wo die Monster Angst vor Kindern haben, weil sie angeblich giftig sind, was sich dann (Spoiler!) als Fake News herausstellt. Mir fallen gerade ziemlich viele Zombiefilme ein, die ich mal wieder gucken könnte.
Wir sind sehr froh, ein Kind zu haben. An Tagesstrukturen haben wir bisher nicht einen Gedanken verschwendet. Wir müssen unser Verhalten nicht groß anpassen. Mit Kind hat man eh kaum Sozialkontakte.
Lea Streisand
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