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berliner szenenFühlte sich merkwürdig an

Eine Weile kauften wir im gleichen Blumenladen ein. Dreimal stand er hinter mir an. Es fühlte sich jedes Mal merkwürdig an.

Ein paar Mal sah ich ihn auch auf der Straße und habe mich gewundert, warum er alleine rumläuft, ohne Schutz, ein Mann, der Bürgermeister dieser Stadt war, Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens, der noch immer keiner ist, ein Mann, der die Party in die Politik gebracht hat und die Politik in die Party und eine öffentliche Haltung zu seiner Homosexualität, die vielleicht wichtiger ist als ein Flughafen.

Die Tür der U-Bahn öffnet sich und ein junger Mann zieht gerade sein Handy von Klaus Wowereits und seiner Gesichtshöhe zurück, während er sich bedankt, und als ich einsteige, sagt Wowereit: „Bitte!“ Dann steigt er aus, ein weißhaariger attraktiver alter Mann im blauen Sakko und hellgrauer Hose, der im Gedränge des U-Bahnhofs Mehringdamm verschwindet.

Ich rempele aus Versehen einen Mann an, entschuldige mich, doch er beansprucht im feinsten badischen Dia­lekt seine körperliche Unversehrtheit.

Ich sehe ihn an und denke: Alter, leg dich nicht mit einem Stadtkind an. Du kommt aus dem Südwesten unseres Landes, aus einem dieser Dörfer, das von zwei Ortsausgangsschildern zusammengehalten wird, darüber Himmel, darunter saftiger Boden mit niedriger Bombardierungsdichte. Du kannst mir nichts! Wir haben die Unfreundlichkeit erfunden. Wenn es regnet, dann regnet der Regen unserer Laune entgegen. Wir können nichts, auch nicht Hochdeutsch.

Wir haben Oberförster wie Diepgen und Landowsky überstanden, wir haben hier einen Flughafen, der gebaut wurde, um zu verrotten, wir haben drei Jahre nach einer Wohnung gesucht.

Fahre also weiter, junger Mann, du wirst verlieren.

Björn Kuhligk

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