berliner szenen: Warten auf Bente
Der 13-Jährige wächst so rasant, dass ich kaum mit dem Klamottenkaufen hinterherkomme. Monatlich sortiert er Kleidung aus, die zu klein, aber noch in super Zustand ist. Ich verkaufe sie dann über Online-Kleinanzeigen weiter. Dabei habe ich gelernt: Je jünger die Kundschaft, desto komplizierter der Verkauf. Aktuelles Beispiel: vier Paar hochwertige Sportsocken – und: Bente!
Bentes Anfrage ist kurz, aber ich erkenne sofort den schwierigen Kunden. „Würde sie gerne nehmen nur habe ich kein paypal oder Bank Überweisung“. Was soll man da antworten? „Kommen Sie sie doch einfach abholen“, scheint mir die beste Lösung. Wir wohnen in Pankow, das ist gut zu erreichen. „Wohne aber in Steglitz“ kommt Bentes schnelle Antwort. Ich sitze ratlos vorm PC, dann schreibe ich: „Sie möchten etwas kaufen, können das aber weder per Überweisung noch per paypal bezahlen und möchten es auch nicht abholen?????“
Kind und Mann sitzen mittlerweile mit am Rechner, wir sind sozusagen im Live-Chat mit Bente. „Ich würde es gerne abholen bin jedoch 14 und brauche die Socken“. Mein Kind lacht sich schlapp. Ich bin ratlos. „Also, Du kannst vorbeikommen und die Socken abholen. Sag Bescheid, wann es Dir passt – sind ja Ferien“, schreibe ich versöhnlich und schicke die Adresse mit. Bente zögert mit der Antwort. Doch dann kommt: „Könnte man sich nicht iwo treffen“.
Nein! Einfach nur nein! „Lieber Bente, ich weiß nicht, ob Deine Mutter sich wegen vier paar Strümpfen mit einem 14-Jährigen treffen würde, dem es trotz Ferien zu weit ist, von Steglitz nach Pankow zu fahren. Ich werde das definitiv nicht tun.“
Endlich Ruhe, denke ich. Aber so schnell geben Teenager nicht auf: „Dann komme ich!“, schreibt er. Seitdem warten wir. Bente hat sich in den letzten Tagen nicht mehr gemeldet. Gaby Coldewey
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