piwik no script img

berliner szenenAngeraucht riecht viel gemütlicher

Der Ex-Zweitbeste wohnte schon eine Weile nicht mehr in Berlin, sondern weit weg auf dem Land in einem großen Haus mit seiner Freundin, die bald in Rente geht und gerne Candycrush spielt. Jedes Jahr kommt er vorbei, um die alten Freunde zu besuchen. Fast zehn Jahre lang hatten wir samstags immer Tischtennis gespielt, am Maybachufer erst, direkt neben Hardwax, dann an der Warschauer Straße und später noch manchmal auf der Studenteninsel, aber da war der Ex-Beste, also M., schon nicht mehr dabei gewesen.

An diesem Samstag hatten wir uns bei M. getroffen. Als ich in sein Zimmer trat, hatte ich missbilligend geguckt, weil E. drei Flaschen Bier mitgebracht hatte, mich später aber auch geärgert, dass ich abgelehnt hatte, das dritte, mir zugedachte Bier zu trinken. So hatten es sich die beiden geteilt und M., der nicht trinken soll, hatte noch ein halbes mehr bekommen.

Zusammen kiffen, wie früher, war aber schön; im Hintergrund lief die Bundesligasendung im Radio und ich hoffe, dass ihm das Rauchen guttut. Da ihm das Drehen schwerfällt, ist sozusagen automatisch eine Rauchbremse eingebaut. So angeraucht riecht die Wohnung jedenfalls gleich viel gemütlicher.

Als die Bundesliga alle war, kam K. vorbei und M. ließ sich überreden, mit rauszukommen. Back to früher! Und wir durften nun auch ein paar Tüten alte Flaschen zum Entsorgen mit hinausnehmen, was er uns vor Kurzem noch untersagt hatte. Er hatte mehr als zehn Jahre nicht mehr gespielt und ich hatte befürchtet, er würde keinen Ball zurückspielen können, aber es ging überraschend gut und machte viel Spaß in der blauen Stunde. Es hatte natürlich keinen Sinn, um Punkte zu spielen, wenn ich aber auch im Rollstuhl gesessen hätte, hätte er mich eventuell geschlagen. Was aber auch kein Weltwunder gewesen wäre.

Detlef Kuhlbrodt

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen