berliner szenen: Dicke Eier machen breite Beine
In den neueren Straßenbahnmodellen gibt es diese Sitze, die in etwa Platz für anderthalb Personen bieten. Für einen Fahrgast zu breit und für zwei Fahrgäste zu schmal. Schon lange frage ich mich, wofür solche Sitzplätze gedacht sind: für ein Elternteil plus Kleinkind? Für einen Menschen mit Tasche oder Eimer oder Sturmgewehr? Für jeweils einen sehr Dicken oder zwei sehr Dünne?
Als ich mich mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung darauf niederlasse, merke ich erst, wie gut es tut, mich hier nach Herzenslust breitmachen zu können. Noch dazu, da ich wegen der Kälte eine lange Unterhose trage, die das Platzangebot innerhalb der Jeans noch weiter verknappt. Und, was nicht viele wissen und ich nur unter dem Siegel äußerster Verschwiegenheit weitergebe: Beim alternden Mann werden nicht nur die Ohren größer und fallen dann gerne segelförmig verbreitert aus, sondern auch die Eier werden unproportional dick.
Deshalb ist es geradezu unabdingbar, sich mit raumgreifendem Schritt zu platzieren, um die fast straußeneigroßen Testikel nicht allzu sehr einzuengen oder gar zu Eiersalat zu zerquetschen, mon dieu! Mein Dank gilt somit der BVG für die Einrichtung dieser exzellenten Manspreadingplätze. Vielleicht wäre das ja auch mal etwas für die Deutsche Bahn. So könnte man eigene Manspreadingabteile in den Zügen einrichten, mit so einem Piktogramm, das ein bisschen aussieht wie ein aufgeklappter Hampelmann.
Aber, ach, all die schönen Angebote nützen letztlich gar nichts. Denn wenn alle gleich drauf sind, kann man niemanden mehr mit seinem Dominanzgebaren nerven. Und darum geht es beim Abstecken des Claims mit den Beinen nun mal – die Protektion der Rieseneier ist bloß ein angenehmer Nebeneffekt. Einfach nur so als Trockenübung macht das Ganze keinen Spaß. Uli Hannemann
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