berliner szenen: Außer dass ein Hund scheißt
Samstag, 15.15 Uhr, Nürnberger Platz. Von unmotivierten Grünflächen umgeben, im Eckhaus hin zur Kreuzung, befindet sich die Bierakademie; eine Eckkneipe, Schulle vom Fass, Spielautomaten, Hertha-Requisiten an der Wand. Die Fassade ist rundum bodentief verglast, man hat freien Blick auf das, was hätte ein schöner, kleiner Platz sein können. Stattdessen leere, von drei Straßen zerschnittene Flächen, auf denen das Gras welkt, braune Erde zurücklassend, die nichts zu erwarten hat, außer dass ein Hund auf sie scheißt.
Hertha spielt in Dortmund, man sieht es am Publikum: Von den 25 Gästen ist kaum einer unter 50. Die Jungen sind nach Westfalen gefahren, man sieht sie im Gästeblock ihre Pyros abbrennen. „Kuck mal“, sagt einer, „der Rauch ist blau.“ Sein Nebenmann nickt: „Das kann ich auch“, sagt er und zündet sich eine Zigarette an.
Der erste Dortmunder Treffer wird stoisch aufgenommen. Erst als Axel Witsel nach einem Foul schmerzverzerrten Gesichts daliegt, brandet Unmut auf. „Nix war das! Jetzt steh auf, du Penner!“ Zehn Minuten später wird jener Mann, der am lautesten schrie, pinkeln müssen; beim Aufstehen hält er sich stöhnend die Hüfte, um dann zur Toilette zu humpeln. Vermutlich Arthrose. Als er zurückkommt, macht Hertha den Ausgleich: Kümmerling für alle! Ab dann wird das Spiel zur Nebensache: Man lugt noch, aber eher bequatscht man sich. Es dauert bis zur 75. Minute, bis der Flughafen zur Sprache kommt.
17.30 Uhr, Hertha hat sich noch eins gefangen, aber spät ausgeglichen, eine zweite Runde Kümmerling. Draußen legt sich die Abenddämmerung gnädig über dieses Stück Stadt, das ein Platz hätte sein können und stattdessen nur eine Kreuzung wurde. Ein Hund kackt in einen Blätterhaufen, richtig so. Frédéric Valin
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