berliner szenen: So war der letzte Sommertag
Es ist erst drei Wochen her. Die Reise dauert einen Tag, Berlin verlassen wir aber nicht. Am Vormittag flanieren wir über den Flohmarkt am Maybachufer und trinken Mate-Tee mit Freundinnen, die ihre Klamotten verkaufen. Dann essen wir Gyros auf dem Aldi-Dachparkplatz. Wir blicken zu den wenigen Autos, die da am Sonntag parken. Der Himmel ist blau, es ist warm, neben uns parkt ein knallgelbes Auto mit 80er-Jahre-Flair. Wir könnten genauso gut am Meer sein, gleich das Autoradio anmachen und losfahren. Stattdessen fahren wir mit dem Rad zur Installation „The New Infinity – Neue Kunst für Planetarien“ am Mariannenplatz.
Drin liegen alle in der gemütlichen Dunkelheit und schauen auf die Kuppel. Plastikschmuck und Diamanten werden da mit dramatischer Musik projiziert und sollen an Aliens erinnern. „Diamanten findet man im Staub der Milchstraße“, flüstert jemand.
Später wollen wir die U3 nehmen, doch am Halleschen Tor ist es wegen Pendelverkehr und Verspätung so voll (als führen alle zum Strand), dass wir mit den Rädern nicht reinpassen. Weiter zur S-Bahn Yorckstraße und von dort zum Mexikoplatz. Auch wenn wir dank meiner schlechten Orientierung in die falsche Richtung radeln, finden wir irgendwann die Krumme Lanke. Das Wasser ist eiskalt, doch es tut gut. Mit improvisierten Handtüchern sitzen wir auf unserem Sonnenfleck und fragen wir uns, was im Kino läuft und wie man das früher ohne Handys erfahren hätte. „Zeitung kaufen.“
Es wird aber dunkel und zu spät fürs Kino. Wir rauchen eine letzte Zigarette auf einer Bank, auf die jemand „Handys weg!“ geschrieben hat und halten uns an die Regel. In der Yorckstraße essen wir Käsespätzle und Apfelstrudel. Dann fahren wir schweigend zurück nach Hause. Der Sommer kann jetzt zu Ende gehen. Luciana Ferrando
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